Nach über zehn Jahren kehrte Kilian Jornet zum Western States Endurance Run zurück. Dabei ging es ihm nicht um Nostalgie, sondern um Präzision und Kontrolle. Obwohl neun Läufer schon früh das Tempo des Streckenrekords deutlich übertrafen, bewahrte Kilian Ruhe. Er ließ sich von seinen Daten und von seinem Gefühl leiten, anstatt sich vom Tempo der anderen mitreißen zu lassen. Auf den 100,2 Meilen (161 km) mit großer Hitze und steilen Anstiegen arbeitete er sich Stück für Stück nach vorne und rückte bei jeder Verpflegungsstation näher ans Podium. Am Ende erreichte er mit 14:19:22 Stunden den 3. Platz – und hat seine bisher schnellste Western-States-Zeit um mehr als 80 Minuten verbessert.
Zurück auf die Strecke – aber mit neuer Herangehensweise
Kilian ist kein Neuling bei Western States: Sein Debüt gab er 2010, 2011 gewann er das Rennen sogar. Seitdem hat sich viel verändert: Er ist älter geworden und das Rennen ist schneller.
„Früher ging es mehr ums Ausprobieren und dem Instinkt zu folgen. Heute trainiere ich sehr gezielt“, sagt Kilian.
Sein Training ist inzwischen viel bewusster und durchdachter. Er weiß genau, wie er seine Energie während des Rennens einteilen muss, und passt sein Training so an, dass es optimal auf seine Ziele abgestimmt ist – trotz der Balance mit Familie und Alltag. Für den Western States hat er besonders die Hitze-Resistenz, die harten Anstiege und die Ausdauer für einen ganzen Tag Wettkampf trainiert.
„Das Hitze-Training und die Kühlstrategie haben super funktioniert. Ich habe meine Pace so eingeteilt, dass ich am Ende noch genug Kraft hatte“, so Kilian.
Strategie statt Sprint – was ein gutes Pacing ausmacht
Ein genauer Blick auf die Daten zeigt, wie wirkungsvoll ein gleichmäßiger Plan sein kann. Kilian hat seine Kraft über das gesamte Rennen hinweg konstant eingesetzt – mit nur wenigen gezielten Tempoverschärfungen gegen Ende. Das Ergebnis: eine echte Meisterleistung in Sachen Renneinteilung und Strategie, mit der er bis zum Schluss ganz vorne mit dabei war.
Kilians vollständige Renndaten vom Western States 2025
Zu Beginn vermied Kilian das frühe Chaos und hielt sich in den ersten 30 Meilen (48 km) eher im hinteren Bereich der Spitzengruppe auf. Schon früh liefen mehrere Athleten in einem Tempo, das dem Streckenrekord von Jim Walmsley nahekam – so viele schnelle Läufer gleichzeitig gab es zuvor noch nie. Obwohl Kilian nicht unter den Top 5 war, lag sein Tempo genau richtig. Entscheidend war, in den schwierigen Abschnitten gleichmäßige Zeiten zu laufen, während andere einbrachen. Geduldig setzte Kilian auf seine Erfahrung. Seine erste große Chance kam knapp sechs Stunden nach dem Start.
Kilians Daten von Last Chance bis Devil’s Thumb
Bei 44 Meilen (71 km) erreichte er die Verpflegungsstation „Last Chance“ auf Platz 8 – der Startpunkt für einen 4,5 Meilen (7 km) langen Abschnitt mit einigen der steilsten Auf- und Abstiege der Strecke. Beim technisch anspruchsvollen Abstieg ging sein Tempo etwas zurück, doch am Anstieg zum nächsten Punkt, „Devil’s Thumb“, zog er wieder an und verbesserte sich auf Platz 3. Diese Taktik setzte er auch auf den folgenden Anstiegen fort. Während die Hitze und das Gelände andere unter Druck setzten, blieb Kilian ruhig und folgte seinem Plan. Er kämpfte nicht gegen die Uhr, sondern respektierte die Strecke – und spürte, dass er noch genug Reserven hatte, um im richtigen Moment zuzulegen.
„In den Canyons bin ich die Abstiege eher locker angegangen, um die Muskeln zu schonen, und an den Anstiegen konnte ich gut pushen. Bis zur Flussquerung bei Meile 78 (126 km) habe ich versucht, Tempo und Hitze zu kontrollieren.“
Kilians Zeit in den Herzfrequenzzonen während des Rennens
Kilian gilt als einer der besten Bergläufer der Welt, deshalb ist es kein Wunder, dass er sich besonders auf die Anstiege in der Rennmitte konzentriert hat. Den Großteil des Rennens lief er in den Herzfrequenzzonen 2 und 3 – nur bei wichtigen Steigungen ging er in Zone 4, genau dann, wenn es entscheidend war.
Kilians Renndaten von Auburn Lake bis ins Ziel
Bei 90 Meilen (145 km) lag Kilian noch 8½ Minuten hinter dem Zweitplatzierten. In den letzten zehn Meilen (16 km) holte er den Rückstand auf unter zwei Minuten auf.
„In den letzten fünf Meilen sagte man mir, dass die vorderen Läufer nah am Ziel sind. Das hat mich überrascht, und ich habe noch einmal alles gegeben. Es war ein tolles Gefühl, am Ende so stark zu sein.“
So ein Finish passiert nicht zufällig. Es ist das Resultat einer disziplinierten und durchdachten Rennstrategie. Mit diesem cleveren Tempo-Management hatte er genug Kraft für einen starken Endspurt – eine Technik, die jedem Läufer, egal auf welcher Strecke, zugutekommt.
Training nach Gefühl – unterstützt von Daten
Für Kilian beginnt das richtige Pacing schon lange vor dem Startschuss. Im Training nutzt er leistungsbasierte Werte, um sein Tempo konstant zu halten. Wenn Herzfrequenz oder Effort Pace aus der richtigen Zone herausfallen, weiß er, dass es Zeit ist, etwas mehr Gas zu geben, um wieder das optimale Niveau zu erreichen.
Durch dieses ständige Feintuning im Training erkennt Kilian während des Rennens schnell, wenn seine Leistung nachlässt, und kann gezielt reagieren. Genau das ist die Grundlage seines bewussten Trainings und Rennens: Er vertraut nicht auf Zufall, sondern überwacht seine Daten und passt sich gezielt an.
COROS Education: Die Effort Pace hilft dir dabei, deine Leistung besser einzuschätzen, indem sie Steigungen und deine Anpassung an Anstiege berücksichtigt. Beim Bergauflaufen zeigt sie dir, wie hoch deine tatsächliche Belastung ist – nicht nur, wie schnell du unterwegs bist.
Fazit
Nicht jede:r wird Dritter bei den Western States – aber jede:r kann vom richtigen Pacing profitieren. Kilians Erfolg kam nicht daher, dass er den anderen hinterherlief – im Gegenteil: Er wusste genau, wann es besser ist, nicht mitzulaufen. Und genau diese Herangehensweise funktioniert auch bei deinem nächsten 10-km-Lauf genauso wie bei einem Ultra.
2010 stand Kilian zum ersten Mal an der Startlinie der Western States. Er war 22, neu im Sport, und ließ sich vor allem von seinem Gefühl leiten. Auch damals wurde er Dritter. Fünfzehn Jahre später hat sich vieles verändert – sowohl bei ihm als auch beim Rennen: Das Niveau ist gestiegen, das Tempo höher, der Spielraum für Fehler kleiner. Doch mit Erfahrung, Daten und einem klaren Plan stand Kilian erneut auf dem Podium. Nicht nur als starker Athlet – sondern als Stratege.
Was er damit beweist: Wenn du dein Training mit System angehst, auf die richtigen Daten hörst und deinen Körper wirklich kennst, dann kannst du in einem Rennen wie den Western States nicht nur durchhalten – sondern stark ins Ziel kommen. Ganz egal, ob du aufs Podium möchtest oder einfach deine persönliche Bestzeit verbessern willst.